Aktuelles

 

Angebote

Gästebuch

Wir über uns

(Vostand)

(Beiträge)

(Satzung)

Mitglieder

Ehrenmitglieder

Freunde/Clubs

FBI-Shop

Praktische-Tipps

Märchen

Gedichte u.

Gebete

Presse

Links 

Fotos/Videos

Indianer- privat

Werkstatt

Karten

Auftritte u. Buchungen

Fotosammlung

Totemzeichen

Impressum

Kontakte

 

Buchladen

Intern

 

Startseite

 

 

 

 

Tipi 2015.jpg (1647105 Byte)

.

.

.

.

.

Die Himmelsfrau

 

Einst lebte die Menschheit in einem himmlichen Paradies. Unter dem Himmel lag nicht die Erde, sondern so weit man blicken konnte, dehnte sich das Meer aus , in dem Wasservögel und andere Tiere wohnten.

 

Über dem großen Wasser stand keine Sonne; doch der Himmel war erleuchtet vom Baum des Lichtes, der vor dem Haus des Himmelsherrn wuchs.

 

Ein Traum riet dem Herrscher über das himmliche Paradies, eine schöne, junge Frau zu heiraten, und er tat, wie ihm im Traum befohlen worden war. Vom Atem des Himmelsherrn wurde die Frau schwanger, doch der Mann begriff nicht das Wunder der Natur, sondern entbrannte in Wut und Zorn. Da träumte ihm abermals, und die Stimme des Traumes riet ihm, den Baum des Lichtes vor der Schwelle seines Palastes auszureißen. Und wieder hörte er auf die Stimme des Traumes. So entstand draußen vor dem Haus ein großes, klaffendes Loch.

 

Als der Himmelsherr nun sah, wie sein Weib neugierig durch das Loch hinabblickte, überkam ihn wieder eifersüchtiger Zorn und er gab ihr von hinten einen Stoß. Da stürzte sie aus dem himmlichen Paradies und fiel hinab, dem großen Wasser entgegegen.

 

Immer noch zornig, warf ihr der Himmelsherr alle Gegenstände und Lebewesen nach, die ihr lieb und wert gewesen waren: Einen Maiskolben, Tabakblätter, ein Reh, Wölfe, Bären und Biber, die später alle in der unteren Welt leben sollten.

 

Aber noch gab es diese Welt nicht, die jetzt unsere Welt ist. Das unglückliche Weib  des Himmelsherrn stürzte durch die Luft herab, und die weite Wasserfläche, in der sie würde ertrinken müssen, kam immer näher. Das sahen die Tiere, die in dem großen Wasser wohnten und sie beschlossen, ihr zu helfen. Die Wasservögel breiteten ihre Flügel aus und flogen so dicht nebeneinander her, dass sich die Spitzen ihrer Federn berührten. Sie wollten die Himmelsfrau auffangen. Die große Wasserschildkröte tauchte auf und hob ihren Panzer über den Meeresspiegel, während die anderen Tiere zum Meeresboden hinabtauchten, um dort Schlamm und Sand zu holen.

 

Die Bisamratte brachte ein paar Steine und die Kröte schleppte Algen und Tang herbei. Sie warfen den Schlamm, den Sand die Algen und die Steine auf den Panzer der Schildkröte. So entstand eine Insel, die nach und nach größer und größer wurde.

 

Unterdessen hatten die Vögel die Himmelsfrau in der Luft aufgefangen und trugen sie zur unteren Welt herab. Von Zeit zu Zeit kamen neue Vögel und lösten jene ab, die müde geworden waren von der schweren Last, die auf ihrem Gefieder ruhte.

 

Endlich landete die Himmelsfrau wohlbehalten auf der Insel der großen Wasserschildkröte. Sie dankten den Vögeln, die ihr und dem Kind in ihrem Leib das Leben gerettet hatten. Sie nahm eine Handvoll Erde und warf die Erde von sich. Da vermehrte sich das Land durch die Zauberkraft, die in den Fingerspitzen der Himmelsfrau sitzt; die Insel wuchs und wuchs und wurde eine Welt und die Horizonte rückten in die Ferne. Pflanzen und Bäume begannen zu sprießen und die Tiere, die der Himmelsherr seinem Weib nachgeworfen hatte, fanden Wohnung und Nahrung und vermehrten sich.

 

So entstand die Erde und die Himmelsfrau wurde die Große Erdmutter.

 

(Seneca)

 

.

.

aus "Indianer-Märchen"

Hg. von Frederik Hetmann

(c) 2003 by Königfurt Verlag

ISBN 978-3-89875-192-6

 

 

(c) 2016 The Free Bavarian Indians e.V.