Das Geschenk des Nordwinds

 

Dort, wo der Wind weht und der Himmel weit ist, lebte vor langer Zeit ein anmutiges Mädchen, das  Kleine Füchsin hieß. Auf ihrem dunklem Haar tanzten rote Lichter, wenn die Abendsonne darauf schien. Alle waren sich einig: Kleine Füchsin war das schönste Mädchen ihres Volkes. Das kam dem Nordwind zu Ohren, der immer und überall weht und alles erfährt, was die Menschen reden. 

 

Eines Tages, als Kleine Füchsin allein unterwegs war, um Kräuter zu sammeln, kam der Nordwind in Gestalt eines jungen Kriegers zu ihr. Kleine Füchsin verliebte sich in den ansehnlichen Krieger. Immer wieder trafen sie sich und schließlich brachte Kleine Füchsin ein Kind zur Welt. Ihr Stamm verstieß sie, weil keiner wusste, wer der Vater war. Aber der Nordwind kam zu Kleiner Füchsin, brachte weiße  Maiskörner für sie, gelbe Maiskörner für ihre Mutter, schwarzen Mais für die Großmutter und roten Mais für alle anderen Frauen des Stammes. 

 

Er zeigte Kleiner Füchsin, wie sie die Körner in die Erde legen und gießen musste. Bald besaß Kleine Füchsin ein Feld voller Maispflanzen. Als ihr Stamm einmal Hunger litt, baten die Frauen, die sie verstoßen hatten, um Hilfe. Kleine Füchsin verzieh ihnen, verteilte den Mais und lehrte die Frauen, selbst Mais anzubauen.

           

                                                            Ein Märchen der Navajo

 

            

 

            aus "Tipi und Tomahawk" von Ilka Sokolowski / Claudia Toll

            Patmos Verlag GmbH & Co. KG, Düsseldorf, ISBN 3-491-38083-9

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